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Paul Weis-Preisgala 2024

Liebe Freundinnen und Freunde der Courage!

Menschenrechte stehen heute massiv unter Druck, doch sie haben noch immer viele mutige Beschützer. Ihnen zu Ehren habe wir am Freitag in Kooperation mit der Universität für angewandte Kunst Wien zum zweiten Mal den Paul Weis-Preis für Verdienste um die Menschenrechte vergeben. Bei der Gala in der Wiener Postsparkassenhalle kamen rund 200 Gäste zusammen, um gemeinsam die internationalen Preisträgerinnen und Preisträger zu würdigen. Nachfolgend finden Sie eine Rückschau auf diesen Abend im Zeichen des Mutes.

Die Video-Aufzeichnung der Gala-Veranstaltung ist online verfügbar und kann hier abgerufen werden:

Video-Aufzeichnung der Preisverleihungs-Gala

Wir bedanken uns herzlich bei DORFTV für die Kooperation.

Zum Namensgeber: Paul Weis, der „Gründervater des Schutzes“

Dr. Paul Weis, Foto: UNHCR

Die Auszeichnung wurde nach dem österreichischen Völkerrechtler und Holocaust-Überlebenden Paul Weis benannt. Weis musste selbst vor den Nazis fliehen und alles aufgeben, um sich zu retten. Daraufhin widmete er sein Leben der Aufgabe, anderen mit demselben Schicksal zu helfen. Unter anderem war er Mitverfasser der Genfer Flüchtlingskonvention, lieferte wichtige Grundlagen für das internationale Asylrecht und gilt als „Gründervater des Schutzes“ geflüchteter Menschen. Dadurch ermöglichte er bis heute Millionen geflüchteter Menschen, sich eine sichere Existenz in einer neuen Heimat aufzubauen. Um seinen Mut, seine Empathie und seinen großen Beitrag zu ehren, verleihen wir unseren Menschenrechts-Preis in seinem Namen.

Bei der Gala würdigte der Historiker und Autor Doron Rabinovici das Leben und Wirken von Paul Weis und ließ dabei bewusst eine wichtige Frage offen:

„Würde, so frage ich mich anhand aktueller Politik und Hetze, dem Dachauer Häftling Paul Weis heute die Einreise nach England gewährt werden? Könnte er auf Asyl hoffen? Würde er nicht abgewiesen werden, solange der Massenmord nicht eindeutig bewiesen wäre?“

Die Preisträger:innen 2024

Vergeben wurde der Paul Weis-Preis in drei Kategorien: „Einsatz in Österreich“, „Internationales Engagement“ und „Journalismus“. Das Auswahlkomitee bestand aus Irmgard Griss (ehem. Präsidentin des Obersten Gerichtshofs), Christian Konrad (ehem. Generalanwalt des Raiffeisenverbandes), Cathrin Kahlweit (Publizistin) und Manfred Nowak (Generalsekretär des Global Campus for Human Rights).

Per Videobotschaft dankte Bundespräsident Alexander Van der Bellen allen Preistägerinnen und Preisträgerinnen für ihren mutigen Einsatz und betonte: „Sie sind uns allen eine Inspiration.“

Einsatz in Österreich: Lukas Gahleitner-Gertz

Foto: Christian Lendl

Lukas Gahleitner-Gertz von der „Asylkoordination Österreich“, der Plattform für alle zivilgesellschaftlichen Organisationen im Bereich Asyl und Integration, ist die mahnende Stimme in der österreichischen Asylpolitik. Dabei mahnt er weniger eine bestimmte Politik ein als vielmehr eine faktenbasierte Diskussion. Während politische Kräfte die Debatte bewusst emotionalisieren, schafft er Sachlichkeit mit statistischen Daten, die er sammelt, auswertet und verständlich aufbereitet. Durch zahlreiche TV-Auftritte und unermüdliche Aufklärungsarbeit in sozialen Medien wurde er zur ruhigen, rationalen Asyl-Stimme der Nation. Diese wichtige Arbeit ehren wir mit dem Paul Weis-Preis. Die Laudatio hielt der renommierte Menschenrechts-Experte Manfred Nowak.

Internationales Engagement: Hungarian Helsinki Committee

Foto: Christian Lendl

Der Preis in der Kategorie „Internationales Engagement“ ging an das „Hungarian Helsinki Committee“, vertreten durch András Léderer und Anikó Bakonyi. Die ungarische NGO setzt sich seit 1989 für Rechtsstaatlichkeit und den Schutz der Menschenwürde ein – gegen heftigen politischen Gegenwind: Die Regierung Orbán erschwert ihnen diese wichtige Aufgabe, zuletzt etwa durch das neue „Souveränitätsgesetz“, das Organisationen die internationale Finanzierung abschneiden soll. Doch die 37 Expertinnen und Experten kämpfen unbeirrt weiter und leisten hochprofessionelle und engagierte Arbeit für die Rechte von Geflüchteten, Minderheiten, Strafgefangenen und Opfer von Polizeigewalt. Diesen mutigen Einsatz unter härtesten Bedingungen würdigte Laudatorin Irmgard Griss.

Journalismus: Mihail Sirkeli

Foto: Christian Lendl

Im Bereich „Journalismus“ wurde Mihail Sirkeli ausgezeichnet. Der moldauische Journalist, TV-Moderator, Wahlexperte und Menschenrechts-Aktivist lebt im gagausischen Comrat, hat als investigativer Journalist über die Jahre immer wieder Korruption aufgedeckt und wurde dafür regelmäßig bedroht. Als Mitbegründer und Moderator der Onlineplattform „Nokta“ kämpft er gegen Desinformation und für Pressefreiheit, engagiert sich für einen proeuropäischen, liberalen Kurs in seinem Land und ist auch immer wieder als OSZE-Wahlbeobachter aktiv. Kurz vor der Präsidentschaftswahl und dem EU-Referendum in seiner Heimat ist seine Stimme für Menschenrechte und Medienfreiheit und im Kampf gegen die politische Destabilisierung wichtiger denn je, betonte die Laudatorin Cathrin Kahlweit.

Ein Abend im Zeichen des Mutes

Den Abschluss der Gala bildete ein Ausblick in die Zukunft des Asyl- und Migrationswesens von Migrationsforscherin Judith Kohlenberger und Christian Konrad, ehemaliger Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung. Der Tenor: Menschenrechte sind nicht links oder rechts, sondern die Grundlage für eine echte Politik der Mitte. Und: Das beste Mittel gegen Vorurteile ist das Miteinander-Reden. Darum plädierten Kohlenberger und Konrad dafür, über Meinungsverschiedenheiten hinweg viel mehr Gespräche zu suchen – in der Politik und im Privaten – um das Menschliche als gemeinsame Grundlage zu stärken.

Durch die Gala führte die Schauspielerin Katharina Stemberger als Initiatorin und Vorsitzende von „Courage – Mut zur Menschlichkeit“. Für die künstlerische Begleitung sorgten die Musikerinnen und Musiker von „Dolby’s Around“, ein Ensemble der Wiener Symphoniker, Schauspieler und Courage-Mitglied Cornelius Obonya und der Puppenspieler Angelo Konzett. Alle Aufnahmen in diesem Newsletter stammen von Christian Lendl, der die Gala fotografisch dokumentiert hat.

Foto: Christian Lendl

Wir bedanken uns bei allen Gästen, Mitwirkenden, helfenden Händen und Unterstützer:innen, die den Paul Weis-Preis möglich machen und gratulieren den Preisträger:innen ganz herzlich.

Egal, was kommt:
Bleiben wir mutig.

Liebe Grüße,
Katharina Stemberger, Judith Kohlenberger und 
das Team von Courage – Mut zur Menschlichkeit

Medienberichte

Seitenblicke vom 20.10.2024
Kurier, 19.10.2024
Krone, 19.10.2024
Presse, 19.10.2024